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Zusammenfassung:Ergin Yalcin/gettyLaut eines Berichts der Spitzenverbände der Wirtschaft werden in 64 Prozent der Un
Ergin Yalcin/getty
Laut eines Berichts der Spitzenverbände der Wirtschaft werden in 64 Prozent der Unternehmen Corona-Tests angeboten. Fast 90 Prozent böten Tests an oder stünden unmittelbar davor.
Der Bericht steht in Kontrast zu einer Befragung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, wonach nur 23 Prozent der Präsenzbeschäftigten mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest machen könnten.
Die Bundesregierung will auf der Grundlage des Berichts der Wirtschaft sowie einer eigenen Erhebung bewerten, ob gesetzliche Vorgaben nötig sind. Nach Recherchen von Business Insider ist besonders für kleinere Unternehmen die Beschaffung und Finanzierung von Tests ein Problem.
Mehr Artikel auf Business Insider findet ihr hier.
Am Dienstag veröffentlichten die Spitzenverbände der Wirtschaft einen Bericht zum Sachstand der Pandemie-Bekämpfung. Zu den Spitzenverbänden gehört die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Laut eines Schreibens der Spitzenverbände an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), das der Deutschen Presse-Agentur vorlag, testeten zwischen 80 und 90 Prozent der deutschen Unternehmen oder bereiteten den Teststart unmittelbar bevor.
Anfang März forderten Bund und Länder per Beschluss die Unternehmen auf, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Präsenz mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche anzubieten. Für die Bekämpfung der Pandemie ist das ein zentraler Baustein. Eine bundesweite Testpflicht gibt es aber nicht. Mehr als einen Monat nach dem Beschluss ist allerdings unklar, in welchem Umfang die Unternehmen tatsächlich Schnelltests anbieten. Denn die Ergebnisse der Umfrage der Spitzenverbände der Wirtschaft und einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung klaffen weit auseinander.
Zeigt die „Test-Trendkurve wirklich nach oben?
Die „Test-Trendkurve“ zeige klar nach oben, so die Spitzenverbände der Wirtschaft. In 64 Prozent der Betriebe würden aktuell Corona-Tests angeboten. Hinzu kämen viele Betriebe, die in Kürze nachziehen wollten. Allein in den Industrieunternehmen würden 90 Prozent der Unternehmen Test durchführen oder mitten in der Planung eines Test-Angebots stecken. Ein Sprecher des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) teilte Business Insider auf Anfrage mit, es könne davon ausgegangen werden, „dass derzeit bereits mindestens jeder zweite Beschäftigte im Handwerk regelmäßig auf ein Testangebot zurückgreifen kann”.
Die Ergebnisse der Wirtschaftsverbände stehen in einem krassen Widerspruch zu einer ebenfalls in dieser Woche veröffentlichten Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, auf Basis einer nicht repräsentativen Online-Erhebung. Demnach hätten nur 23 Prozent der Präsenzbeschäftigten mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest machen können.
Die Bundesregierung will auf der Grundlage des Berichts der Wirtschaft sowie einer eigenen Erhebung bewerten, ob gesetzliche Vorgaben nötig sind. Zur Debatte steht eine bundesweite Testpflicht. Die Spitzenverbände der Wirtschaft lehnen diese ab.
Aber reicht der Bericht aus der Wirtschaft als Grundlage für die Bundesregierung? Business Insider hat mehrere Verbände, die nicht zu den Spitzenverbänden zählen, gefragt, inwiefern Schnelltests in ihren Branchen bereits eingesetzt werden, um so ein besseres Bild über die aktuelle Situation zu erhalten. Außerdem haben wir mit der Gewerkschaft Verdi gesprochen, um auch die Sicht der Arbeitnehmer zu berücksichtigen.
Nur 21 Prozent der Familienunternehmen führen regelmäßig Tests durch
Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmen“, verwies auf eine Mitglieder-Umfrage von Mitte März und sagte zu Business Insider: „85 Prozent der Familienunternehmen sind dazu bereit, ihre Mitarbeiter zu testen.” 39 Prozent der Betriebe könnten die Tests auf eigene Kosten durchführen, fast die Hälfte (46 Prozent) benötigten hingegen finanzielle Unterstützung durch den Staat. Bisher seien aber so wenige Tests erhältlich, dass nur 21 Prozent der Unternehmen regelmäßig Schnelltests durchführen könnten. „Deshalb kann es auch keine Testpflicht geben, sagte Eben-Worlée.
Dr. Hans-Jürgen Völz, Chefsvolkswirt des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, sagte zu Business Insider, eine „übergroße Mehrheit“ biete die Tests je nach Verfügbarkeit längst an. Bei den restlichen Unternehmen liege kein Unwille gegen die Testungen vor, „sondern schlicht ein Mangel an verfügbaren Schnelltests”. Außerdem dürften die Betriebe nicht „vor ungelöste rechtliche und organisatorische Fragen gestellt werden“. Das beginne, so Völz, bei der „Zollbürokratie”. Aus dem EU-Ausland importierte Tests hätten laut den Mitgliedsunternehmen mehrere Wochen auf die Zollabfertigung warten müssen. Bezogen würden die Schnelltests „zumeist in Apotheken, Drogerien und Supermärkten und vermehrt über das Internet.
Mit dem Gesetzeber sei zu klären, „wie die horrenden Kosten aufgeteilt werden, die insbesondere kleine und mittelgroße Betriebe belasten“. Der Mittelstand dürfe „nicht schon wieder die alleinige Zeche zahlen”. Der Stückpreis liege derzeit bei fünf Euro. „Hochgerechnet auf die gesamte Volkswirtschaft erreichen wir so schnell in die Milliardengrenze, sagte Völz.
„Seriöse und auch zweifelhafte Angebote
Der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) sprach gegenüber Business Insider von durchschnittlich sechs bis sieben Euro teuren Schnelltests. Der DMB habe keine repräsentative Erhebung durchgeführt, die Fürsorgepflicht in den Unternehmen sei aber „sehr stark ausgeprägt“. Allerdings liege „die Krux in der Beschaffung ausreichender Mengen” von zertifizierten Schnelltests zu einem marktüblen Preis. Die Unternehmen würden „von allen Seiten mit seriösen und auch zweifelhaften Angeboten konfrontiert, so der DMB.
Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi sagte auf Anfrage von Business Insider, es sei eine „umfassende Mitwirkung der Unternehmen erforderlich“, um die dritte Corona-Welle zu brechen. „Freiwillige Selbstverpflichtungen – das belegt die Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung – reichen aber bei weitem nicht aus”, so der Sprecher. Bund und Länder müssten die „Unternehmen endlich in die Pflicht nehmen und dies durch weitaus engere Kontrollen als bisher auch wirksam durchsetzen. Ein Testangebot pro Woche sei deutlich zu wenig.
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Mit Material von dpa
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