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Zusammenfassung:Der ÖPNV hängt bei der Digitalisierung immer noch weit hinterher.Getty Images / JOHN MACDOUGALLEs is
Der ÖPNV hängt bei der Digitalisierung immer noch weit hinterher.
Getty Images / JOHN MACDOUGALL
Es ist nicht alles schlecht im öffentlichen Nahverkehr. Viele Städte haben die vergangenen zwei Jahre dazu genutzt, ihre Angebote zu erweitern. Dazu gehören einerseits neue Straßenbahnen, S-Bahnen oder auch verbesserte Abfahrtszeiten. Andererseits haben viele Verkehrsverbünde damit begonnen, ihre Preise zu erhöhen, was eher kontraproduktiv für ein verbessertes Angebot ist. Was aber bei fast allen Anbietern fehlt: erweiterte digitale Angebote. Das gilt sowohl für die Serviceleistungen als auch den Verkauf der Tickets.
Dabei könnten schon kleine Änderungen den ÖPNV deutlich verbessern. Eine der Funktionen, welche die meisten Bürger vermissen, ist eine GPS-Anzeige in Echtzeit. Wo befindet sich mein Bus gerade? Wo steckt die Straßenbahn fest? Was bei jedem Liefer-Startup mittlerweile Standard ist, fehlt bei den meisten Anbietern des öffentlichen Nahverkehrs noch völlig. Ja, es gibt sogenannte „Livekarten in machen Apps, aber die basieren meist nur auf Berechnungen, nicht auf den tatsächlichen Positionen der Fahrzeuge. Es würden gerade im Winter vermutlich viele Fahrgäste begrüßen, wenn sie einen GPS-Service in der App abrufen könnten.
Digitale Services sind nicht vorhanden
Ein weiteres, wünschenswertes Feature wäre eine Auslastungsanzeige der Busse und Bahnen. Die französische Bahngesellschaft SNCF hatte so etwas vor einigen Jahren schon für Regionalzüge im Angebot, das System ließ sich aber nicht einfach so auf andere Länder übertragen. Immerhin bietet Google eine ungefähre Anzeige an, basierend auf den Meldungen der Nutzer. Richtig genau ist das aber auch nicht. Abhilfe würde nur ein System schaffen, das die Auslastung live erfasst, aber das ist nur kompliziert umzusetzen. Es würde also schon helfen, wenigstens die Daten von Google in die bestehenden Systeme zu integrieren. Möglich wäre das.
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Ein anderes Ärgernis sind die Angebote für elektronische Tickets. Die großen ÖPNV-Anbieter haben seit einigen Jahren Apps, über die man Fahrkarten erwerben kann, aber wer viel unterwegs ist, muss sich dann für jeden Fahrgastverband die jeweilige App herunterladen. Dabei müssen sich Nutzerinnen und Nutzer immer wieder neu anmelden, registrieren, Passwörter zur Hand haben. Warum die Anbieter nicht einfach standardmäßig auf Apple Pay oder Google Pay setzen ist nicht nachvollziehbar. Das sieht im Ausland übrigens anders aus. In vielen Ländern kann man sogar einzelne Tickets kontaktlos mit dem Handy oder der Smartwatch beim Einsteigen erwerben.
Eine einfache Lösung wäre daher ein bundesweit gültiges E-Ticket, dass über eine zentrale App erworben werden kann. Versuche, so etwas in Deutschland einzuführen, gibt es schon seit 2003. Die letzte Meldung dazu liegt allerdings auch schon vier Jahre zurück. Passiert ist seither nichts, denn die über 370 verschiedenen Anbieter des ÖPNV können sich nicht einigen. Einfach ist das auch nicht, denn jeder regionale Betrieb hat andere Berechnungen für den Fahrpreis, unterschiedliche Tarifzonen und teilweise ganz verschiedene IT-Systeme. Das alles in einem Ticket unterzubringen, scheint bisher unmöglich.
Österreich zeigt wie es geht
Doch es gibt Beispiele, wie es funktionieren kann. In Österreich beispielsweise hat man gerade ein sogenanntes Klimaticket eingeführt. Für pauschal 1.095 Euro im Jahr können damit alle Busse, Straßenbahnen, S-Bahnen, Regionalzüge und überregionale Zugverbindungen kostenfrei in gesamten Land genutzt werden. Das klingt nach einem hervorragenden Angebot und das ist es auch. Und genau so etwas fehlt in Deutschland.
Nun werden Kritiker einwenden, dass es hierzulande mit der Bahncard 100 bereits ein ähnliches Angebot gebe. Auch damit lassen sich alle Züge der Deutschen Bahn und zumindest einige Nahverkehrsangebote benutzen. Allerdings gibt es zwei Haken an der Sache. Zum einen darf man die Bahncard offiziell nur zur An- und Abfahrt zum Bahnhof nutzen, zum anderen beschränken einige ÖPNV die Nutzung auf bestimmte Tarifzonen.
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Flächendeckend ersetzt die Bahncard 100 ein Abonnement bei einem Verkehrsbetrieb jedenfalls nicht. Darüber hinaus kostet die Bahncard 100 für die zweite Klasse in Deutschland über 4.000 Euro. Im Abo sind es 372 Euro pro Monat. Sicherlich, Deutschland ist flächenmäßig größer als Österreich, die Strecken, die man zurücklegt, länger. Aber es sollte doch möglich sein, ein vergleichbar günstiges Angebot auch hierzulande anbieten zu können.
Wenn der öffentliche Nahverkehr in Deutschland eine echte Alternative zum Auto darstellen will, dann muss er sich weiter massiv erneuern. Digitale Serviceleistungen wie eine Echtzeitanzeige für Busse, Auslastungsanzeigen und vor allem ein modernes, einfaches und bundesweit funktionierendes Ticketsystem sind dafür eine Voraussetzung. Das Auto war auch deswegen so erfolgreich, weil die Politik und Behörden alles daran gesetzt haben, dem Auto das Leben so leicht wie möglich zu machen. Genau dies muss nun auch im Nah- und Zugverkehr passieren.
Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.
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