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Zusammenfassung:Getty ImagesIn Deutschland haben 1,2 Prozent der Beschäftigten einen Doktortitel. Der Weg dorthin is
Getty Images
In Deutschland haben 1,2 Prozent der Beschäftigten einen Doktortitel. Der Weg dorthin ist harte Arbeit.
Für Ingenieure, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Naturwissenschaftler kann der Doktortitel ein durchschnittliches Gehaltsplus von 10.000 bis 20.000 Euro pro Jahr bedeuten.
Personalberater bescheinigen dem Titel auch heute noch „Strahlkraft. Aus finanziellen Gründen zu promovieren, lohnt sich laut Experten aber nicht.
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Am Doktortitel scheiden sich die Geister. Die einen reißen sich um ihn, selbst wenn ihnen der Titel wegen abgeschriebener Passagen schon mal aberkannt wurde. Sie erwerben sich einfach einen neuen. Andere Menschen kämen nicht auf die Idee, für eine Promotion länger als nötig Bücher und Quellen zu bemühen: zu lang, zu anstrengend, zu ungewiss der Weg.
Sich bis zum Doktortitel vorzuarbeiten, ist für viele aber erfüllend — wenn auch ein Knochenjob. Wissen zu einem Gebiet anzuhäufen, einen eigenen Beitrag zu einem Forschungsgebiet zu leisten, den zu dokumentieren und zu verteidigen, das dauert: im Schnitt viereinhalb Jahre.
29.000 abgeschlossene Doktorarbeiten pro Jahr gab es laut Statistischem Bundesamt 2019. „Mehr Promotionen gab es in Deutschland nie, sagt Kolja Briedis, Projektleiter am DZHW, der seit Jahren darüber forscht. Ende Juni 2020 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Doktortitel laut Bundesagentur für Arbeit bei knapp 1,3 Prozent.
Berufsbegleitend promovieren — „die große Ausnahme
Ulrike Schwabe ist eine von ihnen. Die Soziologin aus Hannover, die ihre Doktorarbeit im Sommer fertigstellen wird, teilt sich die Zeit seit Jahren ein. „Ich war entweder in der Hochschullehre aktiv oder habe in Forschungsprojekten gearbeitet“, sagt sie. Auch ihre aktuelle Stelle gilt ihrem Forschungsfeld: Als wissenschaftliche Mitarbeiterin analysiert Schwabe am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover die Berufs- und Lebensverläufe von Promovierenden und Promovierten. Dazu werden im Rahmen der „National Academics Panel Study” umfangreiche Daten erhoben und ausgewertet.
„Hilfreich für Doktoranden sind ein unterstützendes Umfeld und entsprechende Strukturen, sagt Ulrike Schwabe. Denn den Doktor machen und nebenher Vollzeit in einem anderen Kontext zu arbeiten, schlaucht. Wer kein Stipendium hat, verdient sich den Lebensunterhalt in verschiedenen Jobs oder angestellt. Schwabe selbst sammelte vor dem Titel Arbeitserfahrung, die ihr später half. Zwischen ihrem Masterabschluss und dem Beginn der Doktorarbeit lagen ein paar Jahre, in denen sie unter anderem Studierende unterrichtete. Schon damals war sie am DZHW angestellt. Dann ergab sich das Promotionsthema.
10.000 bis 20.000 Euro Gehaltsplus pro Jahr möglich
Auch der Zeitpunkt für eine Promotion spielt eine Rolle. Gleich nach dem Master zu promovieren, bringe für einen späteren Job in der freien Wirtschaft seltener finanzielle Nachteile, schätzt Eva Haeske-Braun, Director Executive New Placement & Karriereberatung bei Kienbaum Consultants. „Die Frage ist: Was will ich erreichen? Wohin will ich mit dem Titel?“, sagt sie. „Wie wichtig ist er für die Branche, in der ich arbeite? Was hat mein Unternehmen davon?” Sie kenne Menschen, die berufsbegleitend promovieren, weil sie sich gern tief mit etwas auseinandersetzen. Das sei aber die Ausnahme. „Die Industrie ist praxisorientiert und kein Wissenschaftsbetrieb.
Wirtschaftlich lohnt sich eine Promotion. „Man muss sich aber sehr stark engagieren können. Wer es nur aus Gründen besserer Gehälter machen will, sollte es besser nicht tun, sagt Kolja Briedis. Im Durchschnitt verdienen Berufstätige mit Titel außerhalb von Forschung, Entwicklung und akademischer Lehre knapp 5.700 Euro brutto monatlich. Je nach Fach und Branche verdienen Promovierte pro Jahr etliche tausend Euro mehr als titellose Kollegen.
Ingenieure, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler und Naturwissenschaftler profitieren. „Für sie kann der Doktor im Schnitt 10.000 bis 20.000 Euro Gehaltsplus brutto pro Jahr bedeuten“, sagt Briedis. Promovierte Ingenieure können sogar bis zu 20 Prozent mehr Einkommen pro Jahr generieren. Für Geisteswissenschaftler sahen die Forscher das nicht in dem Maß. „Auch bei Psychologen sehen wir geringere Einkommenseffekte.”
Kaum mehr Gehalt für Promovierte im Öffentlichen Dienst
Die Vorteile sahen die Forscher auch für Absolventen der Medizin oder der Mathematik. Einen Sonderfall stellt die Chemiebranche dar. Chemiker hätten ohne Doktortitel kaum Karrierechancen, sagt Briedis. 90 Prozent von ihnen seien promoviert. Mehr Geld bedeutet der Titel aber nicht überall. „Der öffentliche Dienst entlohnt Angestellte mit Doktortitel kaum besser.“ Tarifstrukturen berücksichtigen Akademiker allgemein — ob mit Doktor oder ohne. Die Angaben erhob Briedis für eine Studie im neuen „Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs”, der demnächst erscheint.
Ein Grund für den Einkommensvorteil für Menschen mit Titel: Ihnen wird viel zugetraut. „Zäh, leistungsstark, motiviert — diese Eigenschaften schreiben viele Menschen mit Doktortitel automatisch zu“, sagt Briedis. Wegen ihres Einsatzes über das Normalmaß hinaus steigen sie schneller in Leistungspositionen auf, so die Annahme. Personalberater Reinhard Scharff bestätigt ihre Leistung. „Die Punkte werden auf der wissenschaftlichen Strecke gemacht”, sagt er. „Wer promoviert, ist auf der Höhe seines Wissens und seiner Intelligenz. Da werden meines Erachtens auf jeder Stufe neue, umfassende Zusammenhänge erkannt und daraus Neues kreiert.
Im Arbeitsleben scheint das zu gelingen: Ein Fünftel der Promovierten arbeiten sieben Jahre nach der Promotion noch an der Hochschule. 20 Prozent sind forschend in der Wirtschaft. Die Mehrheit, rund 60 Prozent, hat mit Forschung nichts mehr zu tun. „Wir sehen, dass Mathematiker und Ingenieure vor allem in Forschung und Entwicklung in unterschiedlichen Branchen gesucht sind“, sagt Kolja Briedis. „Bei Pharmaunternehmen oder auch in Zukunftsfeldern wie der regenerativen Energietechnik.”
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Der Doktor in der Wirtschaft — mehr „Akzeptanz und Wahrnehmung
Der Einfluss des Doktors sei eindeutig da, sagt Eva Haeske-Braun. Eine gewisse Signalwirkung des Titels sorge für Strahlkraft. „Da, wo es um Öffentlichkeit geht, etwa in Verbänden oder wenn die fachliche Autorität unterstrichen werden soll, hilft der Titel bei Akzeptanz und Wahrnehmung. Das sei dann unabhängig vom Studienfach.
Reinhard Scharff glaubt an die Kraft einer Rangordnung. „Hierarchische Strukturen in der Führung benötigen nicht zuletzt äußerlich sichtbare Rangabzeichen“, findet er. „Daran ändern im Grundsatz flache Hierarchien nichts. Auch das Argument, dass Unternehmen heute fraktal aufgebaut sind oder dass Bezos, Gates und Jobs keine Titel hatten, hat wenig Sinn.” Scharff hat selbst promoviert.
Der Titel kann polarisieren
Der Doktor kann polarisieren. Darauf weist Personalberaterin Eva Haeske-Braun hin. „In manchen Berufsgruppen brauchen Sie die Promotion, in anderen, etwa im Werbebereich, arbeiten Sie als Bachelor besser ‚on the job“, sagt sie. Für Key Account Manager oder Mitarbeiter im Vertrieb genüge ein Master, um mit Kunden auf Augenhöhe zu sein. „Verkaufen Sie Produkte im technischen Bereich, wo die Leute mehrheitlich promoviert haben, hilft es, wenn das bei Ihnen auch so ist.” Auch in Unternehmensberatungen hätten Promovierte ein besseres Standing. Im Controlling und im Finanzwesen dagegen sei es egal.
Seine volle Wirkung entfaltet der Doktor wohl erst später in der Karriere. In Aufsichtsräten, Vorständen, Arbeitskreisen erlebt etwa Personalberater Scharff , wie „Titelei automatisch zu Positionsmacht“ führt. „Es herrscht so etwas wie ‚Understanding”, sagt er. Aus der Tätigkeit in Vorstandbereichen von Versicherung, Banken und Maschinenbau sei er es gewohnt, mit Doktortitel angesprochen zu werden. „In der Außendarstellung gegenüber Kunden oder Banken ist das bestes Marketing.
Praxisferne Theoretiker? Was gegen das Klischee hilft
Jüngere mit Doktor treffen in den ersten Berufsjahren in der freien Wirtschaft noch auf ein anderes Phänomen: das Klischee des praxisfernen Theoretikers. „Wenn ich nach einer Promotion mit 31 in den Job einsteige und gleichaltrige Kollegen haben mir fünf Jahre praktische Erfahrung voraus, macht sich das natürlich bemerkbar, bestätigt Haeske-Braun. Da hilft nur ein: sich reinhängen und die fehlende Praxis nachholen.
Ulrike Schwabe ist noch nah genug dran, um zu sehen, was Hochschulen tun könnten, um Doktoranden mit Interesse am freien Arbeitsmarkt zu unterstützen: Hochschulen könnten sich zukünftig noch besser darauf einstellen, dass viele Promovierte später „forschungsfern Karriere machen. Career Services an den Hochschulen könnten die Gruppe der Doktoranden noch besser über Karriereoptionen außerhalb der Hochschule informieren und Kursangebote zum Erwerb überfachlicher Fähigkeiten bereitstellen. Der Bedarf sei da.
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